Ernährung bei Neurodermitis
Gibt es eine spezielle Ernährung bei Neurodermitis? Neurodermitis ist eine sehr individuelle Erkrankung, bei der die Ursachen noch nicht gänzlich geklärt sind. Die Therapie kann je nach Schweregrad langwierig und unbefriedigend sein. Ernährung ist ein wichtiger Baustein, um deiner Haut zu mehr Wohlbefinden zu verhelfen.
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ToggleNeurodermitis: Ernährung und Haut
Wenn du Neurodermitis hast, kennst du mit Sicherheit diesen Teufelskreis aus Jucken und Kratzen. Bringt die gängige Therapie von Neurodermitis mit Cremes bei dir nicht den erwünschten Erfolg? Fragst du dich, ob die Ernährung das Erscheinungsbild deiner gequälten Haut positiv beeinflussen kann? – Ja, das kann sie. Die richtige Ernährung schafft eine gute Basis für die Bildung neuer Hautzellen. Wie das genau aussehen kann und welche Lebensmittel du regelmäßig essen und welche Lebensmittel du lieber meiden solltest, klären wir noch. Zunächst ist es von Vorteil, wenn du verstehst, was bei Neurodermitis passiert.
Das passiert bei Neurodermitis
Hattest du Neurodermitis schon als Kind? Neurodermitis tritt meist bereits im Kindesalter auf. Bis zum Grundschulalter sind jedoch viele Kinder wieder symptomfrei. Einige nehmen die Hauterkrankung jedoch ins Erwachsenenalter mit.
Die Symptome von Neurodermitis sind: raue, trockene und schuppende Haut, eventuell Ekzeme an vereinzelten Stellen oder am ganzen Körper. Typisch ist vor allem ein starker Juckreiz.
Neurodermitis kann schubweise auftreten. Bläschen und/oder wunde, aufgekratzte Stellen am Körper prägen das Hautbild bei einem Neurodermitis-Schub. Die Haut befindet sich dann im akuten Entzündungsstadium. Solch ein Schub kann einige Tage oder Monate andauern. Danach kann sich die Haut wieder beruhigen.
Genaue Ursachen für Neurodermitis sind noch nicht vollständig geklärt. Bekannt ist, dass die Hauterkrankung eine genetische Komponente hat. Dabei handelt es sich vermutlich um eine erblich bedingte Störung des Immunsystems. Es reagiert überempfindlich auf harmlose Stoffe oder Lebensmittel und schüttet entzündungsfördernde Botenstoffe aus. Daraufhin wird der Schutzmantel der Haut zerstört. So können Bakterien leicht in die spröde und rissige Hautschicht eindringen. Es wird vermehrt Histamin ausgeschüttet, der zu dem typischen Juckreiz führt.
Bei Neurodermitis schüttet das Immunsystem entzündungsfördernde Botenstoffe aus. Daraufhin wird der Schutzmantel der Haut zerstört. So können Bakterien leicht in die spröde und rissige Hautschicht eindringen.
Auch wenn du diese genetische Veranlagung hast, bedeutet es nicht zwangsläufig, dass Neurodermitis bei dir ausbricht. Wirst du mit der Erkrankung erst als Erwachsene*r konfrontiert, dann gab es möglicherweise einen Stressmoment in deinem Leben, der deinem Körper etwas mehr zu schaffen gemacht und dein Immunsystem in einen Alarmzustand versetzt hat. Jetzt reagiert dein Immunsystem wahrscheinlich überempfindlich auf die so genannten Trigger. Diese Trigger können nun einen Neurodermitis-Schub bei dir auslösen.
Therapie bei Neurodermitis
Bei Neurodermitis bist du bei einer Hautärztin oder einem Hautarzt an der richtigen Adresse. Dort wird die Haut optisch begutachtet und gegebenenfalls ein Bluttest auf vorhandene Allergien gemacht. Hier lässt sich vielleicht schon der eine oder andere Trigger ausfindig machen.
Üblicherweise wird die Vermeidung dieser Trigger angestrebt. Zusätzlich gibt es eine Creme mit Kortison zur Bekämpfung der akuten Entzündung sowie eine Pflegecreme für deine Haut. Gegebenenfalls kommen außerdem Histaminblocker zum Einsatz.
Mehr zu den Ursachen und zur Therapie bei Neurodermitis kannst du im NDR-Ratgeber nachlesen.
Ernährung bei Neurodermitis – Trigger erkennen
So genannte Trigger reizen das Immunsystem und provozieren die überschießende Immunantwort. Die einzige Variante das zu vermeiden, ist die Trigger zu vermeiden. Diese Trigger können bestimmte Lebensmittel sein, Stoffe aus Lebensmitteln oder aus der Umwelt. Es können aber auch psychische Faktoren sein. Hier sind einige Beispiele:
- allergische Reaktion auf bestimmte Lebensmittel, Pollen, Tierhaare etc.
- Histamin
- Milcheiweiß
- Hühnerei
- Stress
- mechanische Einflüsse (zu enge Kleidung, kratzige Pullover etc.)
- Infekte
- Schweiß
- Schlafmangel
Die Schwerstarbeit besteht darin, den oder die Trigger zu finden. Üblicherweise passiert das durch einen Allergietest. Im Falle von einer Reaktion auf Lebensmittelbestandteile oder Ähnliches folgt eine Auslassdiät. Durch die Auslassdiät können diese Trigger ganz genau identifiziert werden.
Wie sollte die Ernährung bei Neurodermitis aussehen?
Du fragst dich bestimmt: „Was kann ich bei Neurodermitis essen?“. Solltest du besser bestimmte Lebensmittel weglassen? Oder gibt es im Gegenteil eher Lebensmittel, die du unbedingt essen solltest, damit es deiner Haut besser geht? – Es kommt auf deine spezielle Situation an. Die Hauterkrankung ist sehr individuell. Sowohl das Erscheinungsbild, die Auslöser und auch der Verlauf können von Person zu Person unterschiedlich sein.
Wenn du bereits weißt, was bei dir einen Neurodermitis-Schub auslöst, solltest du diese Trigger, wenn möglich auf jeden Fall vermeiden.
Darüber hinaus gilt: Die Ernährung bei Neurodermitis sollte möglichst abwechslungsreich und pflanzenbetont sein, viel Gemüse, gute Fette (vor allem ausreichend Omega 3) und wenig Zucker enthalten.
Worauf es genau ankommt, schauen wir uns jetzt an.
Einfluss des Darms auf die Haut
Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Darm und bestimmten Hauterkrankungen. Das trifft auch auf Neurodermitis zu. Deshalb solltest du dich gut um deine Verdauung und deine Darmbakterien kümmern.
Damit es deinem Darm gut geht, brauchst du keine Darmsanierung, sondern eine Vielfalt von guten Bakterien. Eine einseitige Ernährung begünstigt eine unvorteilhafte Zusammensetzung von Bakterien im Mikrobiom. Eine günstige Zusammensetzung der Bakterien im Darm bekommst du, wenn du dich abwechslungsreich ernährst. Dabei ist es wichtig, pflanzenbetont zu essen, regelmäßig Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse, Obst und natürlich auch gute Fette zu dir zu nehmen. Das Ganze kannst du durch probiotische Lebensmittel wie zum Beispiel Joghurt oder Sauerkraut ergänzen.
Meiden oder stark reduzieren solltest du hingegen stark verarbeitete Lebensmittel wie Fastfood in allen Variationen, da es sehr viele ungünstige Fettsäuren und meist auch viel Zucker enthält.
Zucker und Neurodermitis
Warum ist Zucker eigentlich schädlich? Zucker sorgt dafür, dass du schnell mehr Kalorien aufnimmst als dein Körper benötigt und so das Risiko für Übergewicht steigt. Das ist bei Neurodermitis aber eher zweitrangig. Zucker stört eine gesunde Bakterienzusammensetzung im Darm und hat somit Einfluss auf deine Verdauung und dein Hautbild. Außerdem kann Zucker zu größeren Blutzuckerschwankungen führen. Das wiederum kann Einfluss auf die Ausprägung der Symptome wie Juckreiz haben.
Hier hilft es den verarbeiteten Zucker zu reduzieren und zu schauen, wie deine Haut auf gesündere Zuckeralternativen wie beispielsweise Datteln oder Obstmus reagiert. Du musst dich bei Neurodermitis nicht komplett zuckerfrei ernähren. Da die Erkrankung jedoch sehr individuell verläuft, kannst du durchaus für einige Wochen auf Zucker verzichten, um zu schauen, ob der Zuckerverzicht dein Hautbild positiv beeinflussen kann.
Hilft Zink bei Neurodermitis?
Das Spurenelement Zink ist wichtig für die Haut. Ein Mangel an Zink spiegelt sich unter anderem in deinem Hautbild wieder.
In der ÄrzteZeitung heißt es: „Vitamine und Supplemente könnten beim Management der atopischen Dermatitis eine Rolle spielen.“ Das gelte jedoch nicht für Zink. Das sei aus einer Studie hervorgegangen. Allerdings war die Teilnehmerzahl dieser Studie recht gering, sodass hier keine zuverlässige Aussage getroffen werden kann.
Fest steht: Hast du einen Zinkmangel, hat deine Haut schlechte Voraussetzungen. Deshalb ist es auf jeden Fall ratsam, den Zinkwert im Blut kontrollieren zu lassen. Das geht schnell und kostet nicht viel. Bei einem nachgewiesenen Mangel solltest du ein Nahrungsergänzungsmittel mit Zink einnehmen.
Wenn du mehr über Zink, dessen Funktion und über zinkreiche Lebensmittel erfahren möchtest, empfehle ich dir meinen Blogartikel Zink: Bedarf, Funktion und zinkreiche Lebensmittel:
Hilft Vitamin D bei Neurodermitis?
Vitamin D unterstützt dein Immunsystem, denn es ist für die Bildung von Immunzellen verantwortlich. Ob es bei Neurodermits hilft, kann noch nicht eindeutig bestätigt werden. Es gibt aber Hinweise darauf, dass es bei Neurodermitis einen positiven Einfluss auf das Hautbild haben kann. Hier sei vor allem eine Kombination aus Vitamin D und E sinnvoll. Du kannst also deinen Vitamin-D-Status im Blut überprüfen lassen, dich im Sommer häufig draußen aufhalten und gegebenenfalls ein Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D einnehmen.
Vitamin-E-reiche Lebensmittel sind vor allem fettreiche Lebensmittel wie Nüsse und Samen sowie Öle, wie zum Beispiel Olivenöl. Geringe Mengen findest du auch in Kichererbsen, Süßkartoffeln und in grünem Blattgemüse.
Ernährung bei Neurodermitis: Hilft Omega 3?
Eine gute Fettauswahl in der Ernährung zu treffen, ist immer vorteilhaft. Menschen mit Neurodermitis und anderen Hauterkrankungen können davon profitieren, auf ihre Omega-3-Fettsäuren-Aufnahme ganz besonders zu achten.
Vielleicht hast du schon einmal etwas vom Verhältnis Omega 3 zu Omega 6 gehört? Zu viele Omega-6-Fettsäuren können Entzündungen im Körper hervorrufen. Zu viele Entzündungsreaktionen im Körper können ebenfalls einen Neurodermitis-Schub auslösen. Omega-3-Fettsäuren hingegen können diese Entzündungen hemmen und einen positiven Einfluss auf einen Neurodermitis-Schub beziehungsweise auf deinen Hautzustand haben.
Dieses Verhältnis von Omega 3 zu Omega 6 kannst du beeinflussen, denn du entscheidest, welche Fette in Form von Lebensmitteln du zu dir nimmst.
Zum Beispiel enthalten Sonnenblumenkerne (und Sonnenblumenöl), Sesam und Kürbiskerne sehr viele Omega-6-Fettsäuren.
Leinsamen, Chiasamen und Walnüsse enthalten viele Omega-3-Fettsäuren. Unterstützenderweise kannst du Nahrungsergänzungsmittel aus Algenöl nehmen. Aber achte auf die Dosierung. Am besten ist es vorher eine Fettsäurenanalyse machen zu lassen, damit du weißt, wo du stehst und eine Überdosierung vermeiden kannst.
Möchtest du wissen, was du genau bei Neurodermitis kochen und essen kannst? Im NDR-Ratgeber findest du einige passende Rezepte bei Neurodermitis.
Wichtig bei der Therapie von Neurodermitis: Entspannung
Wahrscheinlich ist dir auch schon einmal der Spruch begegnet: „Die Haut ist der Spiegel der Seele.“? Da ist etwas dran. Deshalb ist es wichtig, dass du dafür sorgst, dass es dir gut geht. Hast du viel Stress? Schau mal auf deinen Alltag. Geht es dir mit deinem Alltag gut oder gibt es hier etwas, das vielleicht angepasst werden kann, damit du mehr Entspannung reinbringen und dich insgesamt wohler fühlen kannst?
Oder gibt es etwas anderes in deinem Leben, das mehr Aufmerksamkeit fordert, als du bisher zu geben bereit warst? Fühl in dich hinein. Wenn da etwas ist, dann ist jetzt ein guter Zeitpunkt, dich damit zu beschäftigen.
Ansonsten sind viele kleine Pausen oder kleine Auszeiten im Alltag wichtig, um neue Kraft zu schöpfen. Wie sieht solch eine kleine Auszeit oder Pause für dich aus? Wie kannst du Kraft tanken? Brauchst du eventuell mehr davon? Wo und Wann kannst du deine kleine Auszeit in deinen Alltag einbauen? Das ist für deine Haut und den Verlauf deiner Neurodermitis hilfreich. Das tut aber auch deiner psychischen Gesundheit gut.
Und jetzt du: Was sind deine Neurodermitis-Trigger und wie hast du es rausgefunden? Vielleicht kann das einer betroffenen Person helfen, sich auf die Suche zu machen.
Quellen
Die Ernährungsdocs Gesunde Haut – Die besten Ernährungsstrategien bei Neurodermitis, Schuppenflechte, Akne & Co.; Anne Fleck, Matthias Riedl, Jörn Klasen; 2019
AOK-Magazin (zuletzt abgerufen 09.2024): https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/haut-und-allergie/neurodermitis-symptome-und-behandlung/
NDR-Ratgeber (zuletzt abgerufen 09.2024): https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Neurodermitis-erkennen-und-behandeln,neurodermitis106.html
Folge von Ernährungs Docs zum Thema Neurodermitis (zuletzt abgerufen 09.2024): https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Ernaehrung-bei-Neurodermitis-Vielfaeltig-nur-Trigger-meiden,neurodermitis108.html
Julia Schimmelpfennig ist Texterin, Bloggerin und Autorin für Ernährungsthemen aus Berlin.
Sie schreibt und bloggt über Lebensmittel, Nährstoffe, Kräuter und unterschiedlichste Facetten von Ernährung. Vegane und vegetarische Ernährung ist ihr Spezialgebiet.