Brennnessel: gesund als Gemüse und Heilpflanze

Brennnessel: gesund als Gemüse und Heilpflanze

Wildkräuter wie die Brennnessel werden häufig unterschätzt. Zu Unrecht werden sie in erster Linie als Unkraut wahrgenommen. Dabei ist die Brennnessel nicht nur ein bewährtes Heilkraut, sondern auch reich an Nährstoffen.

Darum ist die Brennnessel so gesund

Auch wenn der Begriff Superfood gern unverhältnismäßig und inflationär gebraucht wird, ist er hier durchaus angebracht. Warum ist das so? Weil die Brennnessel über ein sehr gutes Nährstoffspektrum verfügt. Das macht die Pflanze natürlich nicht zu einem Lebensmittel, das im Vergleich zu anderen Lebensmitteln Wunder bewirken kann. Jedoch ist der Gehalt an bestimmten Nährstoffen vergleichsweise zu anderen Gemüsesorten recht beeindruckend. Außerdem macht es die Brennnessel durch die Abwesenheit von großen Mengen Oxalsäure – wie es beispielsweise beim nährstoffreichen Spinat der Fall ist – einfacher, eine größere Menge dieser bestimmten Nährstoffe aufzunehmen.

Welche Nährstoffe stecken in Brennnesseln?

Calcium in Brennnesseln

Wie steht es um deine Calciumversorgung? Die Brennnessel ist ein guter Calciumlieferant. Die Pflanze enthält 713 mg Calcium pro 100 g Rohgewicht. Gerade, aber nicht nur bei einer rein oder überwiegend pflanzlichen Ernährung kann Calcium ein kritischer Nährstoff sein. Das bedeutet, dass es schwerfallen kann, auf die empfohlene Nährstoffzufuhr von 1000 mg am Tag zu kommen. In der veganen Ernährung gehören beispielsweise mit Calcium angereicherter Pflanzendrink und Joghurt, Tofu, calciumreiches Mineralwasser und Sesam(-mus) zu den gängigsten Calciumlieferanten. Je nach verzehrter Menge dieser Calciumlieferanten, kann es unter Umständen schwierig sein, den Bedarf zu decken. Hier kann die Brennnessel einen zusätzlichen Beitrag zu einer ausreichenden Calciumversorgung leisten.

Brennnessel enthält viel Eisen

Nicht nur Calcium steckt in der Brennnessel, sondern auch nennenswerte Mengen des Spurenelements Eisen. Auch Eisen kann je nach gewohnter Lebensmittelauswahl, Geschlecht und Alter ein kritischer Nährstoff sein. Vor allem Kinder, menstruierende, schwangere und stillende Frauen haben einen höheren Eisenbedarf als andere Gruppen. Hier empfiehlt es sich, besonders auf eine ausreichende Eisenzufuhr zu achten. Das bedeutet, dass Lebensmittel mit einem hohen Eisengehalt, wie zum Beispiel Linsen, Bohnen, Hirse und Haferflocken verzehrt werden sollten. Außerdem spielen aufnahmefördernde Faktoren wie Vitamin C eine wichtige Rolle bei der tatsächlichen Eisenaufnahme im Körper. Brennnessel enthält ungefähr4 mg Eisen pro 100 g Rohgewicht. Beispielsweise kannst du mit einem Brennnessel-Tee mit Zitrone deine Eisenversorgung unterstützen.

Diese Nährstoffe enthält die Brennnessel außerdem

  • Betacarotin: 2,4 mg
  • Kalium: 475 mg
  • Magnesium: 80 mg
  • Zink: 1 mg
  • Vitamin C: 333 mg
  • Vitamin B2: 0,15 mg

Gesunde Brennnessel-Küche

Jetzt weißt du, dass Brennnessel sehr nährstoffreich ist. Mit dieser tollen Pflanze kannst du deinen Speiseplan in puncto Nährstoffversorgung spielend aufwerten. Außerdem ist die Pflanze ein gut verfügbares regionales und saisonales Gemüse. Sie ist leicht zu bekommen. Wenn du sie selber pflückst, kostet sie nichts. Außerdem ist sie wirklich vielseitig verwendbar.

Brennnessel als Gemüse verwenden

Beispielsweise kannst du Brennnessel wie Spinat zubereiten. Die Blätter fallen beim Kochen genauso zusammen. So kannst du theoretisch jedes Gericht, welches mit frischem Spinat gemacht wird, auch mit Brennnesselblättern kochen. Zum Beispiel kannst du Brennnessel-Gemüse mit Hafer- oder Sojasahne zubereiten und bekommst so Brennnessel-Rahm-“Spinat“.

Brennnessel-Suppe ist ein weiteres beliebtes Gericht. Hier ist ein einfaches Rezept für eine Suppe mit Brennnessel-Blättern.

Nudeln lassen sich beispielsweise mit Brennnessel-Blättern und Kirschtomaten kombinieren. Oder noch einfacher: Pesto. Ein Pesto ist wohl die einfachste Art frische Kräuter zu verarbeiten. Du brauchst lediglich eine gute Menge Brennnesselblätter, Nüsse oder Kerne (zum Beispiel Pinienkerne, Walnüsse oder Sonnenblumenkerne), etwas Öl, Salz und gegebenenfalls etwas Zitronensaft. Alles pürieren. Schon hast du eine schnell zubereitete frisch-nussige Nährstoffbombe für deine Lieblingsnudeln.

Brennnessel-Smoothie
Ein Brennnessel-Smoothie ist nicht nur gesund, sondern schmeckt auch angenehm frisch und leicht nussig.


Frisch und leicht grasig schmeckt Brennnessel im Smoothie. Die brennenden Härchen verlieren durch das Mixen ihre sonst so unangenehme Eigenschaft. Was bleibt, ist der frische Geschmack, perfekt für einen grünen Smoothie. Dafür kannst du zum Beispiel einige Brennnessel-Blätter, eine Banane und Sojamilch und/oder Wasser mixen. Dieser Smoothie ist unkompliziert, liefert reichlich Nährstoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe und schmeckt nach Sommer. Probier es aus.

Brennnessel – So wirkt das Heilkraut

Die Wirkung von Brennnesseln ist vor allem auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe und deren Nährstoffgehalt zurückzuführen.

Die Heilpflanze ist vor allem für ihre entzündungshemmende, krampflösende und stark harntreibende Wirkung bekannt. Sie gilt als bewährtes Haus- und Heilmittel bei folgenden Symptomen und Erkrankungen:

  • Wassereinlagerungen
  • Gicht
  • Rheuma
  • Blasenentzündung
  • Hautausschläge
  • Erkrankungen der Prostata
  • Nieren- und Blasensteine

Außerdem soll Brennnessel spröden Haaren als Spülung zu neuer Kraft und frischem Glanz verhelfen. Solch eine Spülung ist pure Naturkosmetik, ganz ohne Zusatzstoffe, Tierversuche und Plastikverpackung und damit sicher einen Versuch wert.

Hat die Brennnessel Nebenwirkungen?

Außer dem Brennen auf der Haut, wenn du unvorsichtig beim Sammeln sein solltest, ist die Brennnessel relativ harmlos. Jedoch gibt es auch hier besondere Situationen, in denen du auf die Pflanze verzichten oder sie nur in sehr geringen Mengen genießen solltest.

Es gibt vor allem Nebenwirkungen, die bei übermäßigem Verzehr auftreten können: Dazu gehören Magen-Darm-Beschwerden, wie zum Beispiel Durchfall.

Durch die stark entwässernde Wirkung kann eine Dehydrierung auftreten. Das ist vor allem bei sensiblen Gruppen, wie Kindern und Jugendlichen, bei älteren Menschen und schwangeren Frauen mit einem Risiko für negative gesundheitliche Auswirkungen verbunden. Deshalb solltest du stets auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.

Wie ist die Brennnessel als Heilpflanze anzuwenden?

Tee: Für Brennnessel-Tee kannst du 2 Teelöffel Brennnesselblätter mit 250 ml kochendem Wasser übergießen. Der Tee sollte 8 bis 10 Minuten ziehen. Pro Tag können zwei bis vier Tassen Tee getrunken werden.
Saft: Brennnessel-Saft ist vor allem als Kur für einen begrenzten Zeitraum geeignet und ist in Apotheken und Reformhäusern zu finden.

Brennnessel-Pflanzen

Achtung bei Nahrungsergänzungsmitteln

Pulver für Smoothies sind in kleinen Mengen vollkommen in Ordnung und können einen Beitrag zur Nährstoffversorgung außerhalb der Saison oder in einer Region leisten, in der frische und schadstofffreie Brennnessel-Pflanzen schwer oder nicht zu bekommen sind.

Bei Kapseln und Tabletten solltest du dagegen vorsichtig sein. Meist ist die Konzentration an sekundären Pflanzenstoffen sehr hoch. Hohe Dosen vieler sekundärer Pflanzenstoffe sind noch nicht ausreichend erforscht, befinden sich aber trotzdem frei verkäuflich auf dem Markt. Hier empfiehlt sich eher Zurückhaltung und Vorsicht, denn im Zweifelsfall kannst du dir mit solchen Präparaten schaden. Außerdem sind solch hohe Dosierungen meist überhaupt nicht notwendig, um von dem Nährstoffgehalt oder der positiven Wirkung der Flavonoide und anderer in der Brennnessel enthaltener sekundärer Pflanzenstoffe zu profitieren. Setze lieber auf herkömmliche Mengen, wie beispielsweise im Tee oder bei der üblichen Verarbeitung in der Küche.

Texter Ernährung

Brennnesseln selber sammeln

Die Sammelzeit ist März bis Oktober. Dir steht also für einige Monate das nährstoffreiche Gemüse an jeder Ecke zur Verfügung. Triebe und Blätter wachsen mehrmals im Jahr nach. Eine Verwechslung kann unter anderem mit der Taubnessel passieren. Diese brennt nicht.


Wie bei allen Wild- und Heilkräutern gilt allerdings auch bei der Brennnessel: Sie sollte nicht direkt am Wegesrand und in verkehrslastigen Gebieten gesammelt werden. Vorteilhaft sind Pflanzen aus Waldstücken, weitläufigen Parkanlagen oder vielleicht sogar aus dem eigenen Garten, wenn du sowieso deine Beete von „Unkraut“ befreien möchtest. Pass auf die brennenden Härchen auf und nutze am besten Handschuhe. Damit bist du auf der sicheren Seite.

Es ist ein sehr geringer Aufwand, Brennnesseln zu sammeln und zu verarbeiten, aber der Nutzen kann groß sein. Probiere ruhig aus, einige leicht zu identifizierende Wildkräuter, wie etwa Brennnesseln beim Kochen zu nutzen. Das bringt Nährstoffe und Abwechslung und spart sogar etwas Geld.

Möchtest du mehr darüber erfahren, wie du dich preiswert gesund ernähren kannst? Dann empfehle ich dir meinen Blogbeitrag „Günstig und gesund essen im Alltag“.

Quellen


Dr. Ute Künkele & Till R. Lohmeyer; Heilpflanzen und Kräuter – bestimmen, sammeln, Anwendung & Wirkung; Parragon; Köln
Peter Emmrich; Gesund und fit durch Heilpflanzensäfte – Die Heilkräfte der Natur nutzen; nv; Weil der Stadt; 2016
ecodemy Nährstoffdatenbank (www.ecodemy.de)

Bilder
Titelbild: Brennnessel-Tee; Mareefe, pixabay
grüner Smoothie; Alex Lvrs, unsplash
Brennnesseln; sipa, pixabay



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