Ernährung ist individuell
Auch wenn es bestimmte Grundsätze einer gesunden Ernährung gibt, so ist auch die gesunde Ernährung stets individuell. Im ersten Beitrag zum Thema „gesunde Ernährung“ ging es um diese allgemeinen Grundsätze. Wenn du den ersten Teil noch nicht gelesen hast, informiere dich gern über Makro- und Mikronährstoffe sowie Lebensmittelgruppen. Hier geht es damit weiter, was du brauchst, um deine Variante von einer gesunden Ernährungsweise herauszufinden und in die Praxis umzusetzen.
Ernährung: Individueller Bedarf
Sich gesund zu ernähren, kann von Person zu Person relativ unterschiedlich aussehen. In verschiedenen Lebensphasen gilt es, auf unterschiedliche Bedürfnisse im Hinblick auf die Energie- und Nährstoffversorgung zu achten. Zum Beispiel sieht der Nährstoff- und Energiebedarf eines Jugendlichen anders aus als der eines älteren Menschen. Außerdem können bestimmte Erkrankungen, ein sehr aktiver Lebensstil oder eine Schwangerschaft eine Anpassung der Ernährung erfordern.
Hinzu kommt, dass Menschen unterschiedliche Voraussetzungen für Verträglichkeit, verschiedene Lebensumstände und damit ebenso verschiedene Rahmenbedingungen für die Ernährungspraxis sowie unterschiedliche Vorlieben haben. Darauf Rücksicht zu nehmen und das Beste aus den bestehenden Möglichkeiten zu machen, ist erstrebenswerter als zu versuchen unrealistische Vorstellungen krampfhaft umzusetzen, um dann mit großer Wahrscheinlichkeit doch daran zu scheitern. Das Alles-oder-Nichts-Prinzip ist nicht die Lösung. Die eigenen Bedürfnisse und Vorlieben zu kennen, dabei auf den Körper und die Psyche Rücksicht zu nehmen, verhilft dir schon eher zu einem gesünderen Körper und Geist.
Ernährung ist individuell: Empfehlungen und Ernährungstrends
Um die eigene Ernährungskompetenz zu erweitern, kann sich jeder auf die etablierten Institutionen beziehen, in Deutschland wäre es beispielsweise die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Andere nationale und internationale Gesellschaften haben ebenfalls Empfehlungen, Richtlinien und Hilfestellungen zur Nährstoffversorgung und einer angemessenen Energieaufnahme. Für die pflanzliche Ernährung gibt es hilfreiche und zuverlässige Empfehlungen u.a. im ecodemy-Magazin, bei den Physicians Association for Nutrition (PAN) oder in den Büchern von Niko Rittenau.
Empfehlungen von Ratgebern, Magazinen, Diät-Gurus sollten hingegen eher kritisch hinterfragt werden. Gerade das Internet lädt jede*n dazu ein seine/ihre Meinung ungefiltert an alle geneigten Leser*innen weiterzugeben. Foodtrends und bestimmte Diätformen sind beispielsweise häufig mit wirtschaftlichen Interessen verknüpft. Dort arbeiten Menschen eher daran ihre Produkte zu vermarkten, als Informationen zur gesunden Ernährung zu vermitteln.
Ernährungsmuster
Worauf es ankommt, ist wie das gesamte Essverhalten über einen längeren Zeitraum aussieht, nicht aber auf einzelne Lebensmittel, die gegessen oder nicht gegessen werden.
Ein einziger Apfel kompensiert nicht eine Woche Junkfood, aber ein Stück Torte, ein Burger oder ein paar Kekse innerhalb einer insgesamt überwiegend nährstoffreichen, vollwertigen Ernährungsweise können ebenso Teil einer gesunden Ernährung sein.
Ernährung ist individuell: Gesellschaft, Kultur, Individuum
Essen ist ein komplexes Thema, welches einen Menschen niemals losgelöst von seinem Umfeld betrifft. Menschen sind soziale Wesen, geprägt von frühen Erfahrungen im familiären Umfeld, geprägt durch die Einflüsse der unmittelbaren sozialen Kontakte, davon was im eigenen Kulturkreis als „normal“ gilt sowie von den Bedürfnissenund Gefühlen, die von der Lebensmittelindustrie durch Werbung erzeugt werden.
Medien prägen ebenso unser Bild davon, welche Einstellung zum Essen möglich und gesellschaftlich eher akzeptiert ist. Die Sprache beeinflusst das Denken und wenn sich ein Vokabular wie „sündigen“, „Diät“ und „Cheatdays“ etabliert hat, dann deutet es darauf hin, dass kein besonders entspanntes, sondern eher ein restriktives Verhältnis zum Essen besteht, ohne dass es einem wirklich bewusst sein muss. Dieses kompensatorische Denken kann auf Dauer belasten.
Erstrebenswert ist es, sich die Kompetenz anzueignen, Mahlzeiten nach den eigenen körperlichen Bedürfnissen auszuwählen und gleichzeitig Raum für persönliche Vorlieben, für die Freude an leckeren Gerichten sowie für Spaß am Essen in Gesellschaft zu lassen. So kannst du dich auf lange Sicht mit deiner Ernährungsweise wohlfühlen.
Was brauchst du, um dich gesund zu ernähren?
Informationen und Wissen
Um dich gesund zu ernähren benötigst du etwas Basiswissen, das aus zuverlässigen Quellen stammt. Du solltest grob über die Makro- und Mikronährstoffe Bescheid wissen, dich abwechslungsreich und überwiegend vollwertig pflanzlich ernähren. Du musst dich nicht unbedingt an Nährwerttabellen und strikten Ernährungsplänen orientieren. Es kann aber für manche Menschen gerade am Anfang einer weitgreifenden Ernährungsumstellung hilfreich sein, ein Gefühl für eine gute Mahlzeitenzusammenstellung zu bekommen. Für eine dauerhafte Nutzung ist es aber etwas aufwendig und unnötig.
Vorteilhafte Gewohnheiten vereinfachen gesunde Ernährung
Bei der Umsetzung in die Praxis kommt es vor allem auf deine Gewohnheiten an, beziehungsweise auf deine Ausdauer neue Gewohnheiten zu entwickeln und aufrecht zu erhalten.
Feste Gewohnheiten machen es einfach, dich im Alltag ohne großen Aufwand gesund zu ernähren. Sie helfen dir schneller und leichter Entscheidungen zu treffen, die in der Summe sowie auf lange Sicht dein Wohlbefinden steigern.
Inspiration
Hin und wieder ist etwas Inspiration sowie praktische Tipps, die dir das Leben erleichtern, auch nicht verkehrt. Lass dich von gesunden Rezepten und verschiedenen Zubereitungsmethoden inspirieren.
Die richtige Einstellung: Auch gesunde Ernährung ist individuell
Jede noch so vollwertige Ernährung nützt nichts, wenn sie nicht vertragen wird. Und eine noch so ausgeklügelte Lebensmittelauswahl bewahrt einen nicht davor, sich mit seiner Ernährungsweise unwohl zu fühlen. Gerade Essen ist häufig mit starken Emotionen verknüpft. Gesunde Ernährung definiert sich nicht nur durch die Lebensmittelauswahl, sondern bedeutet auch, eine wohlwollende geistige Haltung sich selbst und dem Essen gegenüber zu haben beziehungsweise zu entwickeln.
Zusammenfassung: Ernährung ist individuell
Gesunde Ernährung bedeutet zu essen, was den Körper ausreichend mit Energie und allen wesentlichen Nährstoffen versorgt. Das gelingt durch abwechslungsreiche Kost, die gut vertragen wird und schmeckt.
Vorteile einer gesunden Ernährung:
+ steigert das Wohlbefinden (physisch und psychisch)
+ sorgt für mehr Energie
+ fördert Leistungsfähigkeit
+ kann Krankheiten vorbeugen1 und zum Teil therapeutisch2 eingesetzt werden
Wenn du das Gefühl hast, dass deine Ernährungsweise dir eher Energie und Gesundheit raubt und der Gedanke an eine Umstellung bereits Form annimmt, dann ist genau jetzt ein guter Zeitpunkt, um dich selbst in den Fokus zu rücken und dir das langfristige Komplettpaket eines gesunden Lebensstils aus Ernährung, Bewegung und Wohlbefinden zu gönnen. Jeder noch so kleine Schritt, ist ein Schritt auf dem richtigen Weg. Gesunde Ernährung lohnt sich immer.
Fühlst du dich häufig schlapp und vermutest, dass deine Ernährung dahinter stecken könnte? Hier kannst du nachlesen, was du mit der richtigen Ernährung gegen Müdigkeit tun kannst.
Quellen
1Vollwerternährung, Leitzmann, Koerber, Männle, 2012
2Handbuch Nährstoffe, Burgerstein, 2018 / Taschenatlas Ernährung, Biesalski, Grimm, Nowitzki-Grimm, 2017
Bilder:
im Titelbild Salat: jennifer schmidt, unsplash | Mann mit Gemüse: nordwood-themes, unsplash
Fragezeichen: pexels, pixabay
Kind: anna-shvets, pexels
Frauen: ketut subiyanto, pexels
Erdbeeren: kelly sikkema, unsplash
Julia Schimmelpfennig ist Texterin, Bloggerin und Autorin für Ernährungsthemen aus Berlin.
Sie schreibt und bloggt über Lebensmittel, Nährstoffe, Kräuter und unterschiedlichste Facetten von Ernährung. Vegane und vegetarische Ernährung ist ihr Spezialgebiet.
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