Genuss und gesunde Ernährung – Ein Widerspruch?

Genuss und gesunde Ernährung – Ein Widerspruch?

Die Wünsche und Anforderungen an eine Mahlzeit sind vielfältig und individuell. Was jedoch vielen Menschen wichtig ist, ist der Genuss beim Essen. Umso größer werden die Sorgen, dass der Genuss auf der Strecke bleiben könnte, wenn eine gesündere Ernährungsweise in Erwägung gezogen oder aus gesundheitlichen Gründen zur Notwendigkeit wird. Dabei passen Genuss und gesunde Ernährung ziemlich gut zusammen.

Die Angst vor dem Verzicht

Wenn es darum geht, das eigene Essverhalten zu verändern, macht sich häufig die Befürchtung breit: „Gesunde Ernährung ist eine unbefriedigende Angelegenheit. „Muss ich ständig hungern? Muss ich lauter Sachen essen, die mir nicht schmecken?“ Das sind natürlich in erster Linie Vorurteile. Sie basieren auf Gewohnheiten und mangelnden positiven Erfahrungen mit gesunden Lebensmitteln.

Häufige Annahmen und Überzeugungen, die dich von vorn herein daran hindern können, dich auf den Versuch einzulassen gesünder zu essen, sind zum Beispiel:

  • gesundes Essen würde nicht schmecken
  • ein gesunder Lebensstil sei eine fortwährende Quälerei und Überwindung
  • gesunde Ernährung sei gleichzusetzen mit ständigem Verzicht
Verzicht, gesunde Ernährung

Wenn du dir diese Annahmen anschaust, kann durchaus die Frage aufkommen: „Muss ich mich zwischen Genuss und Gesundheit entscheiden?“ Die Antwort ist ein entschiedenes „Nein“. Denn erst einmal kannst du dich fragen, was Genuss für dich persönlich eigentlich bedeutet.

Wodurch entsteht Genuss beim Essen?

Unter Genuss versteht man im Allgemeinen, Freude und Annehmlichkeit zu empfinden. Es ist eine positive Sinneswahrnehmung, die auf individuellen Faktoren beruht. Da wären wir auch schon bei dem Knackpunkt: Genuss ist individuell. Laut dem österreichischen Genussbarometer1 waren die am häufigsten genannten Antworten auf die Frage, was den Genuss beim Essen ausmacht, folgende:

Genuss beim Essen, gesunde Ernährung genießen
Genuss und gesunde Ernährung müssen kein Widerspruch sein, sobald du dir vergegenwärtigst, was Genuss eigentlich bedeutet.

Daraus wird deutlich, dass Genuss zwar eine subjektive Wahrnehmung ist, für viele Menschen vor allem aber von Zeit, sozialer Interaktion und Abwechslung abhängt. Genuss heißt also nicht den ganzen Tag über Burger, Schnitzel, Sahnetorte und Gummibärchen zu essen. Es hilft, sich bewusst zu machen, dass Genuss nicht mit dem Konsum von industriell stark verarbeiteten Lebensmitteln gleichzusetzen ist. Er geht dir nicht abhanden, wenn du dich häufiger für etwas anderes als Junk-Food, zum Beispiel für etwas vollwertig Pflanzliches, entscheidest.

Genuss steigert die Lebensqualität. Das ist etwas, was sich viele wünschen. Warum auch nicht? Genießen macht Spaß und fördert das geistige Wohlbefinden. Jetzt heißt es allerdings herauszufinden, was du unter Genuss genau verstehst? Welche Rahmenbedingungen brauchst du, um Essen genießen zu können?

Ist es für dich auch eines oder mehrere der genannten Kriterien: Zeit, angenehme Gesellschaft und Abwechslung – oder gibt es außerdem bestimmte Erwartungen an dein Essen, in Form von Geschmacksrichtung, Konsistenz oder Portionsgröße?

Entscheidungen treffen und selbstbestimmt genießen

Unsere Vorlieben basieren unter anderem auf kulturellen, regionalen, familiären sowie gesamtgesellschaftlichen Gegebenheiten. Wenn sich etwas über Jahrzehnte manifestiert und dein Umfeld dir eine entsprechende Resonanz gibt, dass es alle so machen, ist es umso schwieriger Bestehendes zu hinterfragen und zu verändern.
Schwierig heißt aber nicht unmöglich. Die Motivation dafür findest du langfristig in der Investition in deine Gesundheit und kurzfristig in deinem Wohlbefinden, das durch eine gesündere Ernährungsweise stetig zunimmt.

Du bist bei deinen Entscheidungen weder der Lebensmittelindustrie, noch deinem Umfeld komplett ausgeliefert. Vor allem aber, triffst du diese Entscheidungen für dich. Auch diese Erkenntnis kann zum Genuss beitragen.

Genuss und gesunde Ernährung: Genießen lernen

Essen zu genießen, fällt Menschen unterschiedlich leicht beziehungsweise schwer. Hier sind einige Aspekte, die du dir vornehmen kannst, um das Genießen zu üben:

Stimmung und Umfeld

Um etwas genießen zu können, muss man in der richtigen Stimmung sein. Ebenso sind die Rahmenbedingungen wichtig. Mit schlechter Laune, Termindruck oder unliebsamer Gesellschaft wirst du es wohl kaum schaffen, ein noch so leckeres Essen zu würdigen. Die unangenehmen Eindrücke färben auf deine Mahlzeit ab. Was anschließend bleibt, ist die Assoziation aus gesundem Essen und negativen Gefühlen. Wenn du also dein Essen genießen möchtest, achte auf deine Grundstimmung und auf dein Umfeld.

Selbstwertgefühl und Ernährung

Was beim Essen keinen Raum einnehmen sollte, ist beispielsweise der Zwang etwas zu tun, was dir absolut widerstrebt, ein schlechtes Gewissen in Bezug auf die Lebensmittelauswahl oder die Essensmenge sowie das Gefühl Essen verdienen oder hinterher auf irgendeine Art kompensieren zu müssen.

Das sind destruktive Denkmuster, die für dauerhafte Unzufriedenheit sorgen und Stress auslösen können. Du isst, um Energie sowie Nährstoffe zu bekommen und du darfst auch Freude am Essen haben. Sei es dir wert und tue für deinen Körper und Geist regelmäßig etwas Gutes. Wenn du mit dieser Einstellung deine Entscheidungen triffst, fällt es umso leichter deine Wahl zu genießen.

Genuss und gesunde Ernährung: Annahmen und Überzeugungen

„Ich weiß, dass mir das nicht schmecken wird.“ ist eine Einstellung, die dich bei dem Versuch, dich gesünder zu ernähren, wahrscheinlich nicht sehr weit bringen wird. Was hier hilft, ist Offenheit etwas Neues zu versuchen, Sachen mehrmals zu probieren und die Möglichkeit zuzulassen, dass etwas vielleicht doch anders ist, als du es vorher angenommen hattest.

Viele überzeugte Fleischesser sind häufig der Ansicht, dass man ohne Fleisch auf dem Teller auf keinen Fall satt werden könnte. Dabei zeigt uns z. B. die weltweit wachsende Zahl der Vegetarier und Veganer das Gegenteil. Wenn du genau darüber nachdenkst, stellst du wahrscheinlich fest, dass du dich bestimmt schon mal sehr gut satt gegessen hast, vielleicht ohne bewusst wahrzunehmen, dass kein Fleisch oder vielleicht überhaupt kein tierisches Produkt auf deinem Teller lag. Du warst hinterher trotzdem satt und zufrieden.

Überprüfe deine Annahmen, bevor sie zu Überzeugungen werden.

Gesunder Genuss? Gewöhnung und Ausprobieren

Unsere Geschmackspräferenzen entstehen durch Gewöhnung. Das klingt vielleicht etwas nüchtern, ist aber gar nicht so schlecht, weil du dir diese Tatsache zu Nutze machen kannst. Wenn es dir schwer fällt, dich auf den Geschmack von zum Beispiel Gemüse einzulassen, dann experimentiere mit verschiedenen Gemüsesorten, Mengen und Zubereitungsformen. Fange mit wenig Gemüse in einem Gericht an, das dir normalerweise sehr gut schmeckt und steigere dich mit der Zeit, probiere andere Gemüsesorten aus, als diejenigen, die du schon kennst.

Ein einfaches Beispiel: Nudeln mit Tomatensauce schmeckt vielen. Hier kannst du in eine Fertigsauce beispielsweise etwas Broccoli, Zucchini, Möhren und/oder Bohnen hinzuschummeln.

Eine weitere Möglichkeit: Sandwiches beziehungsweise Stullen lassen sich mit ein paar Scheiben Tomate, Gurke und/oder Rucola ästhetisch sowie geschmacklich aufwerten.

Bekömmlichkeit

Was einem nicht bekommt, kann man auch nicht genießen. Finde heraus, was dir schmeckt und was für dich gut bzw. was nicht funktioniert. Nicht für jeden ist ein grüner Smoothie zum Frühstück das Richtige. Iss das, woran du Freude hast, was dir gut bekommt und schaue bei Bedarf, wie du es etwas gesünder gestalten kannst.

Für mehr Genuss beim Essen: Abwechslung

Jeder Mensch hat unterschiedliche Bedürfnisse. Manch einer isst jahrelang das Gleiche zum Frühstück und ist vollkommen zufrieden damit. Jemand anderes braucht da mehr Abwechslung. Bevor du deines „gesunden Essens“ überdrüssig wirst, weil du zum Mittag immer nur Reis mit Broccoli isst, frage dich woran es liegen kann, dass du mit deinem Essen unzufrieden bist. Wie kannst du dafür sorgen, dass dich das Essen nicht langweilt und du geschmacklich mehr rausholst? Manchmal braucht man lediglich etwas Inspiration und Mut zum Experimentieren.

Tipps für mehr gesunden Genuss

Tipps für mehr Genuss bei gesunder Ernährung

Probiere es aus, deine Wahrnehmung in Bezug auf das Essen zu trainieren und zu schärfen. Das verschafft mehr Genuss im Alltag und sorgt für mehr Spaß beim Essen. Mehr Genuss können wir in unserem Leben alle gebrauchen. Also ran an das Besteck und guten Appetit!

Quellen


1https://www.forum-ernaehrung.at/artikel/detail/news/detail/News/erstes-oesterreichisches-genussbarometer/ abgerufen 09.2020

Bildquellen:
Beitragsbild: Frau mit Obst: wherbson rodrigues, pexels | Schokolade: Lisa Fotios, pexels
Meerschweinchen: bonnie kittle, unsplash



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